Der EU AI Act: Balanceakt zwischen Innovation und Ethik

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Inhalt

Einleitung

Die Europäische Union (EU) wagt mit dem AI Act einen grossen Schritt: Die Regulierung Künstlicher Intelligenz. Dieses weltweit erste umfassende Gesetz zur Regulierung von KI-Systemen soll einen Rahmen für die Entwicklung und Anwendung von KI schaffen, der Innovation fördert und gleichzeitig Risiken minimiert. Doch der AI Act ist nicht unumstritten. Während Befürworter ihn als wichtigen Schritt zur Sicherung ethischer Standards und zum Schutz der Grundrechte im Zeitalter der KI begrüssen, warnen Kritiker vor Überregulierung und Innovationsbremse.

Schauen wir doch den EU AI Act einmal genauer an und beleuchten seine Chancen und Risiken für Europa im globalen Kontext. Wir analysieren die zentralen Bestimmungen des Gesetzes, schätzen die  Auswirkungen auf die KI-Entwicklung und -Anwendung ein und werfen einen Blick auf die Herausforderungen, die mit seiner Umsetzung verbunden sind. Dabei vergleichen wir den europäischen Ansatz mit den Strategien anderer KI-Mächte wie den USA und China.

Ein risikobasierter Ansatz zur KI-Regulierung

Der EU AI Act (oder EU AI Verordnung) vom 13. Juni 2024 wurde am 12. Juli 2024 im Amtsblatt der Europäischen Union (ABl.) veröffentlicht und tritt schrittweise in Kraft. Am 2. Februar 2025 sind allgemeine Bestimmungen und Verbote in Kraft getreten. Die letzten Bestimmungen werden am 2. August 2026 und am 2. August 2027 in Kraft treten.

Der EU AI Act verfolgt einen risikobasierten Ansatz. KI-Systeme werden in vier Kategorien eingeteilt, abhängig von ihrem potenziellen Schaden für die Grundrechte und die Sicherheit der Menschen:

Inakzeptables Risiko:

KI-Systeme, die ein inakzeptables Risiko darstellen, sind verboten. Dazu gehören beispielsweise Systeme, die Social Scoring betreiben, die Manipulation menschlichen Verhaltens ermöglichen oder die zur Massenüberwachung eingesetzt werden können. 

Beispiel:

Der Einsatz von KI zur automatisierten Gesichtserkennung im öffentlichen Raum zur Strafverfolgung ist im EU AI Act verboten. Dieses Verbot steht im Kontrast zu China, wo solche Technologien weit verbreitet sind und zur Überwachung der Bevölkerung eingesetzt werden.

Hohes Risiko:

KI-Systeme, die in sensiblen Bereichen wie Gesundheitswesen, Transport, Bildung oder Strafverfolgung eingesetzt werden, gelten als Hochrisiko-Systeme. Sie müssen strenge Anforderungen erfüllen, bevor sie auf den Markt gebracht werden dürfen. Dazu gehören beispielsweise die Durchführung von Konformitätsbewertungen, die Einrichtung eines Risikomanagementsystems, die Einhaltung von Transparenzpflichten und die Gewährleistung menschlicher Aufsicht.

Beispiel:

KI-basierte medizinische Diagnosesysteme müssen im Rahmen des EU AI Acts strenge Tests und Zertifizierungen durchlaufen, um sicherzustellen, dass sie sicher und zuverlässig sind.

Geringes Risiko:

KI-Systeme, die ein geringes Risiko für die Grundrechte und die Sicherheit der Menschen darstellen, unterliegen weniger strengen Regeln. Dazu gehören beispielsweise Chatbots, Empfehlungssysteme oder Spamfilter.

Beispiel:

Für KI-gestützte Chatbots im Kundenservice gelten im EU AI Act Transparenzpflichten, die den Nutzer darüber informieren, dass er mit einem KI-System interagiert.

Minimales Risiko:

KI-Systeme, die kein oder nur ein minimales Risiko darstellen, sind von den Regelungen des EU AI Act ausgenommen.

Beispiel:

KI-gestützte Videospiele oder Bildbearbeitungsprogramme.

Chancen: Vertrauen, Innovation und ethische Führung

Der EU AI Act bietet Europa die Chance, sich als globaler Vorreiter für ethische und verantwortungsvolle KI zu positionieren.

  • Ein klarer Rechtsrahmen kann das Vertrauen der Bevölkerung in KI-Technologien stärken und somit die Akzeptanz und den Einsatz von KI in Europa fördern. 
  • Der EU AI Act kann darüber hinaus  Innovationen im Bereich der KI fördern, indem er Rechtssicherheit für Unternehmen schafft und Investitionen in KI-Technologien attraktiver macht. 

 

Durch die Fokussierung auf ethische Standards und die Einhaltung von Grundrechten kann der EU AI Act dazu beitragen, dass KI in Europa zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt wird.

Risiken: Überregulierung, Wettbewerbsnachteile und Hürden bei der Umsetzung

Kritiker des EU AI Acts warnen vor Überregulierung und befürchten, dass die komplexen Regelungen die Innovationskraft Europas bremsen und zu Wettbewerbsnachteilen gegenüber Ländern mit weniger strengen KI-Regulierungen führen könnten. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) könnten durch die hohen Anforderungen des EU AI Act überfordert werden.

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass die Umsetzung des EU AI Act in der Praxis mit Schwierigkeiten verbunden sein dürfte. Die Definition von “Hochrisiko-KI” ist beispielsweise nicht immer eindeutig, und die Durchsetzung der Regelungen könnte sich als komplex erweisen.

Die Schweiz: Im Spannungsfeld zwischen EU und globalem Wettbewerb

Die Schweiz, ein Land, das traditionell für seine Neutralität und seine starke Wirtschaft bekannt ist, findet sich im Kontext des EU AI Act in einer besonders interessanten und potenziell herausfordernden Position wieder. Als enger Partner der EU, jedoch nicht als Mitgliedstaat, muss die Schweiz einen Weg finden, um mit den europäischen KI-Regulierungen umzugehen, ohne ihre eigene Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit im globalen KI-Markt zu gefährden.

Die Schweiz als Drehscheibe für KI-Innovation

Die Schweiz hat sich in den letzten Jahren zu einem dynamischen Zentrum für KI-Forschung und -Entwicklung gemausert. Dies ist einerseits einer Kombination aus führenden Hochschulen, staatlicher Förderung und der Attraktivität des Landes für internationale Fachkräfte und Investoren zu verdanken. Andererseits spielen auch die zahlreichen innovativen KI-Startups , die sich in der Schweiz niedergelassen haben, eine entscheidende Rolle. Sie tragen massgeblich dazu bei, dass die Schweiz in der globalen KI-Landschaft eine beachtenswerte Rolle spielt.

 

Hier sind einige konkrete Beispiele, die diese Entwicklung unterstreichen:

Hochkarätige Hochschulen/Universitäten:

Die ETH Zürich und die EPFL Lausanne gehören zu den weltweit führenden Universitäten im Bereich KI. Sie bilden hochqualifizierte Fachkräfte aus und betreiben Spitzenforschung in verschiedenen Bereichen der KI.

Staatliche Förderung:

Der Schweizer Staat hat verschiedene Initiativen ins Leben gerufen, um die KI-Forschung und -Entwicklung im Land voranzutreiben. Dazu gehört beispielsweise das Förderprogramm “Swiss AI“, das darauf abzielt, die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz im Bereich KI zu stärken.

Attraktiver Standort für Talente und Investoren:

Die Schweiz bietet ein attraktives Umfeld für internationale Talente und Investoren im Bereich KI,  da die Schweiz hohe Lebensqualität, politische Stabilität und gute Infrastruktur aufweist.

Innovative KI-Firmen und KI-Startups:

In der Schweiz haben sich zahlreiche innovative KI-Startups und KI-Firmen angesiedelt (darunter Schwergewichte wie Google, Amazon, Microsoft, Nvidia, Anthropic, OpenAI usw.) die mit ihren Entwicklungen in verschiedenen Bereichen für Aufsehen sorgen.

Startups, Hochschulen und Förderprogramme tragen dazu bei, dass die Schweiz in der globalen KI-Landschaft eine wichtige Rolle spielt. Sie hat das Potenzial, sich zu einem führenden Standort für KI zu entwickeln oder ist sogar bereits dort angekommen.

Ist die Schweiz vom EU AI Act betroffen?

Ja. Auch wir sind vom EU AI Act betroffen. Obwohl die Schweiz kein Mitglied der Europäischen Union ist, hat der EU AI Act aufgrund des geltenden Marktortprinzips Auswirkungen auf Schweizer Unternehmen und Einzelpersonen. Marktortprinzip bedeutet, dass für alle KI-Systeme, die in der EU zum Einsatz kommen, die gleichen Regeln gelten. Somit müssen Schweizer Unternehmen und Organisationen, die KI-Systeme in der EU anbieten oder deren KI-Ausgaben in der EU verwendet werden, die Regeln des EU AI Acts einhalten.

Hier sind einige Szenarien geschildert, in denen Schweizer vom EU AI Act betroffen sind:

  • Schweizer Unternehmen, die in der EU tätig sind: Wenn ein Schweizer Unternehmen KI-Systeme in der EU einsetzt oder Produkte und Dienstleistungen in der EU anbietet, die auf KI basieren, muss es die Bestimmungen des EU AI Acts einhalten.
     
  • Schweizer Unternehmen, die KI-Systeme für EU-Kunden entwickeln: Wenn ein Schweizer Unternehmen im Auftrag eines EU-Kunden ein KI-System entwickelt, das in der EU eingesetzt werden soll, muss es sicherstellen, dass das System den Anforderungen des EU AI Acts entspricht.
     
  • Personen, die KI-Systeme in der EU nutzen: Auch Schweizerinnen und Schweizer oder auch Personen, die ihren Wohnsitz in der Schweiz haben, die sich inder EU aufenthalten und dort KI-Systeme nutzen (z.B. in Krankenhäusern, bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder bei Online-Diensten), sind von den Auswirkungen des EU AI Acts betroffen.
     

Es ist wichtig zu beachten:

Der EU AI Act ist ein komplexes und umfangreiches Gesetz. Es ist ratsam, sich frühzeitig mit den Bestimmungen des EU AI Acts vertraut zu machen, um sicherzustellen, dass man die Anforderungen erfüllt.

Die Swiss AI Experts unterstützen Unternehmen dabei, die Auswirkungen des EU AI Act zu verstehen und umzusetzen. Wir bieten Beratung, Schulungen und Unterstützung bei der Entwicklung und Implementierung von KI-Systemen an, die den Anforderungen des EU AI Acts entsprechen.

Hot News aus dem Bundeshaus

Während der Erarbeitung dieses Artikels hat der Bundesrat eine Medienmitteilung (13.02.2025) publiziert: “KI-Regulierung: Bundesrat will Konvention des Europarats ratifizieren”. Was bedeutet das?

 

Die Medienmitteilung zur KI-Regulierung ist ein wichtiges Signal für die Schweiz und ihre Positionierung im globalen KI-Wettlauf. Sie zeigt, dass die Schweiz die Bedeutung von KI erkannt hat und einen eigenen Weg finden will, um die Chancen dieser Technologie zu nutzen und gleichzeitig ihre Risiken zu minimieren.

 

Im Kontext des Themas KI Regulierung erwarten wir, dass die Schweiz sich an die Entwicklungen in der EU anlehnen wird, um sicherzustellen, dass Schweizer Unternehmen und Forschungseinrichtungen nicht durch unterschiedliche Standards benachteiligt sind. Die Ratifizierung der Konvention des Europarats zu KI und die Anpassung des Schweizer Rechts daran sind ein deutliches Zeichen dafür, dass die Schweiz eine vergleichbare  Richtung einschlagen wird wie die EU.

Die globale KI-Landschaft: EU im Wettbewerb mit USA und China

Der EU AI Act ist nicht nur ein europäisches, sondern ein globales Thema. Die EU versucht mit ihrer Regulierung einen Standard für ethische und verantwortungsvolle KI zu setzen. Doch wie sieht die Konkurrenz aus? Die USA und China verfolgen unterschiedliche Ansätze, die beide Vor- und Nachteile haben.

USA: Der liberale Ansatz der Innovationsförderung

Die USA setzen traditionell auf einen liberalen Ansatz bei der Regulierung von KI. Der Fokus liegt primär auf der Förderung von Innovationen und weniger auf staatlicher Regulierung. Dies hat dazu geführt, dass die USA in vielen Bereichen der KI-Entwicklung führend sind. Allerdings gibt es auch Bedenken hinsichtlich Datenschutz und möglicher Diskriminierung durch KI-Systeme.

China: Der staatliche Überwachungsansatz

China verfolgt einen staatlich kontrollierten Ansatz bei der KI-Regulierung. Der Staat spielt eine sehr aktive Rolle bei der Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien. Ein Schwerpunkt liegt auf der Nutzung von KI für Überwachungszwecke. Dies hat zwar dazu geführt, dass China in einigen Bereichen der KI-Forschung aufgeholt hat, wirft aber ethische Fragen auf.

EU: Der Mittelweg zwischen Innovation und Ethik

Die EU versucht mit dem EU AI Act einen Mittelweg zwischen Innovation und Ethik zu finden. Einerseits soll die Entwicklung von KI-Technologien gefördert werden, andererseits sollen aber auch ethische Standards und der Schutz der Grundrechte gewährleistet sein. Dies ist ein anspruchsvolles Ziel, das die EU vor grosse Herausforderungen stellt.

Die Gefahr, dass Europa abgehängt wird

Es besteht die Gefahr, dass Europa durch die vergleichsweise strengen Regeln des EU AI Act im globalen Wettbewerb zurückfällt. Während die USA und China weniger stark regulieren, könnten europäische Unternehmen benachteiligt werden. Dies könnte dazu führen, dass wichtige KI-Technologien in Zukunft nicht mehr in Europa entwickelt werden.

Die Bedeutung einer globalen Zusammenarbeit

Um diese Gefahr zu bannen, ist eine globale Zusammenarbeit im Bereich der KI-Regulierung notwendig. Es sollten Standards für ethische und verantwortungsvolle KI entwickelt werden, die von allen Ländern getragen werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass KI zum Wohle der Menschheit eingesetzt wird.

Der EU AI Act als Herausforderung und Chance für die Schweiz

Der EU AI Act stellt die Schweiz vor eine Herausforderung. Einerseits ist die Schweiz als Teil des europäischen Wirtschaftsraums eng mit der EU verbunden und wird voraussichtlich ähnliche Regeln für KI-Systeme einführen, um den Zugang zum europäischen Markt zu erhalten. Andererseits muss die Schweiz sicherstellen, dass ihre eigenen KI-Regulierungen nicht dazu führen, dass Schweizer Unternehmen im globalen Wettbewerb benachteiligt werden.

Gleichzeitig bietet der EU AI Act der Schweiz auch die Chance, sich als Standort für ethische und verantwortungsvolle KI zu positionieren. Durch die Entwicklung von KI-Lösungen, die den hohen Anforderungen des EU AI Act entsprechen, können Schweizer Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil erlangen und das Vertrauen der Kunden in ihre Produkte und Dienstleistungen stärken.

Die Zukunft von KI in der Schweiz

Die Zukunft von KI in der Schweiz wird davon abhängen, wie das Land mit den Herausforderungen und Chancen des EU AI Act umgeht. Es ist entscheidend, dass die Schweiz einen pragmatischen Ansatz verfolgt, der sowohl die Harmonisierung mit den EU-Vorschriften als auch die Wahrung ihrer Wettbewerbsfähigkeit im globalen KI-Markt berücksichtigt.

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Fazit:
Der EU AI Act ist ein komplexes und ambitioniertes Regelwerk, das die KI-Landschaft in ganz Europa herausfordern wird. Die nächsten Monate werden zeigen, welchen Einfluss er auf die Schweiz haben wird.

KI Kennzeichnung (AI Labels)

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Für diesen Text oder dieses Bild haben wir in keiner Art und Weise künstliche Intelligenz eingesetzt.

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